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> Schussverletzungen im Fantasy-Larp
Der Bibliothekar
Geschrieben am: Feb 13 2008, 08:15 PM
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Titel: Schussverletzungen im Fantasy-Larp
Autor: Oliver Richter
Datum: 07.12.2007
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Einleitung

Schusswaffen haben längst den Sprung in das Fäntelalter-Larp geschafft und erfreuen sich auch abseits der "typischen" Vertreter (wie z.B. an das Spätmittelalter angelehnte Landsknechte oder Piraten) immer größerer Beliebtheit. Auch einige Orgas setzen NSCs mit einfachen Schusswaffen ein, um den Spielern eine neue Art von Bedrohung gegenüberzustellen.
(Ich möchte an dieser Stelle nicht explizit auf den Streitpunkt "Feuerwaffen stören das Spielgleichgewicht!" eingehen. Meiner eigener Erfahrung nach hat der sich der Einsatz von Feuerwaffen bisher nie unangemessen oder störend auf das Kräfteverhältnis ausgewirkt.)
Die Debatte, ob realhistorische Feuerwaffen Rüstungen durchschlagen konnten und somit deren Ende einleuteten, ist immer noch in vollem Gange, mit ziemlicher Sicherheit kann man aber wohl sagen, dass eine Rüstung kein 100%iger Schutz war.

Kurzer Disclaimer: Der folgende Text ist in erster Linie ein Gedankenexperiment, das zeigen soll, wie man im Larp mit Verletzungen durch Feuerwaffen umgehen könnte. Der Autor ist weder Mediziner noch Experte für Wundballistik, die hier aufgestellten Thesen und Schlussfolgerungen entbehren teilweise auch ganz bewusst einer fundierten Wissensgrundlage. Es geht darum, Möglichkeiten anzubieten, wie man IT argumentieren/handeln könnte.



Was bedeutet das nun für's Larp?

Patienten, die von einer Feuerwaffe getroffen wurden, können, je nach Rüstung, unter Umständen mit einem blauen Fleck und Blutergüssen davon kommen. Träger einer modernen "durchschusshemmenden Westen" tragen mit etwas Pech Quetschungen oder sogar Knochenbrüche davon, diesen Umstand können wir im Larp anwenden - Hat eine Rüstung das Opfer vor einem "richtigen" Treffer bewahrt, gibt es also unter Umständen noch genug Arbeit für den Heiler. Hat man den Getroffenen aus der Rüstung geschält kann man den Körper rund um die betroffene Stelle untersuchen, den Patienten nach Schmerzen und Ähnlichen fragen.



Ok, nehmen wir an, die Kugel hat "richtig" getroffen. Was dann?

Das Entfernen einer Kugel ist in etwa vergleichbar mit dem Entfernen eines Pfeils oder Bolzens - nur viel hektischer! Im Gegensatz zu einer Pfeilwunde, wo der Schaft den Wundkanal verschließt, reißt eine Kugel einen offenen Wundkanal, aus dem es ungehindert bluten kann. Es gilt also, den Patienten möglichst schnell aus seiner Rüstung zu schälen und den Blutfluss zu stoppen. Wer einen Gehilfen bei sich hat, kann diesen etwas auf die WUnde drücken lassen, bis man selbst das nötige Werkzeug parat hat. Ansonsten schnappt man sich halt einen Umstehenden und verflichtet diesen. Um deutlich zu machen, wie ernst die Lage ist, kann man an dieser Stelle etwas vom Stapel lassen wie z.B. "Er verliert viel zu viel Blut! Kräftig draufdrücken, sonst beißt er ins Gras noch bevor der Kauter heiß ist!".

Hat man dem Patienten ein wenig Wundtrunk verabreicht und/oder etwas zum Draufbeißen gegeben, kann man sich nun an das Entfernen der Kugel machen. Ein kurzes "Das wird jetzt weh tun..." sollte dann spätestens an dieser Stelle den Patienten zum Mitspielen animieren. Mit Wasser und "Tupfer" die Stelle etwas säubern und dann mit der Pinzette im Wundkanal rumpulen. Möchte man die Sache etwas spannender machen, tut man halt so, als würde man die Kugel mit der Pinzette nicht richtig zu fassen kriegen oder durch das viele Blut nicht vernünftig sehen können. Das wird dann natürlich möglichst hektisch bis frustriert kundgetan.

Hat man die Kugel dann endlich entfernt (sehr ambientefördernd ist natürlich, wenn man eine kleine Kugel hat, die man dann vorzeigen und/oder in ein Schälchen fallen lassen kann - Bastelanleitung gibt's hier in der Bibliothek), kann man sich daran machen, die Wunde weiter zu säubern. Beim Eintritt könnte die Kugel ja Metallsplitter der Rüstung, oder Fetzen der Kleidung in die Wunde "mitgenommen" haben. Hat man den ganzen Schmutz nun endlich aus der Wunde geholt (und der Patient ist noch nicht verblutet wink2.gif) wird die Blutung mit dem Kauter gestoppt ("ausgebrannt"), eine extrem schmerzhafte Angelegenheit, was man dem Patienten und Umstehenden deutlich mitteilen sollte. Alternativ kann man auch heißes Öl in die Wunde gießen, um sie zu reinigen und zu schließen.
Ach ja: Wie schon beim "abgeprallten" Schuss kann es natürlich auch hier sein, dass die Kugel einen Knochen getroffen und beschädigt/gebrochen hat - man kann den Schwierigkeitsgrad der Operation also noch weiter heraufsetzen, wenn man will.

Der Rest der Behandlung ist Routine (die man je nach Charakter auch abfällig dem Lehrling überlassen kann, während man sich wichtigeren Dingen widmet): Salbe, vernähen, verbinden,...
ABER auch hier kann man noch improvisieren. Gehen wir von einer Welt aus, in der Feuerwaffen selten und/oder neuartig sind, gibt es recht wenige Leute, die mit derartigen Wunden Erfahrung haben, es fehlen also Patentrezepte. Die Sterblichkeitsrate wird entsprechend hoch sein und die Heilkundigen werden verschiedene Methoden ausprobieren können bzw. müssen. Wie verhält es sich z.B. mit diesem mysteriösen Schießpulver? Klebt davon etwa etwas an der Kugel? Falls ja, könnte es in den Blutkreislauf eingedrungen sein und sich wie ein Gift ausbreiten? Warum nicht die Haut um die eigentliche Wunde schröpfen oder Kräuterwickel anwenden... nur um ganz sicher zu sein? Der Phantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Macht man dem Patienten gegenüber deutlich, wie schlimm es um ihn steht, besteht sogar eine gute Aussicht, dass er sich zur Nachversorgung am nächsten Tag meldet, eine Sache, die viele Spieler gerne mal "vergessen".



Fazit

Ein Treffer durch eine Schusswaffe eröffnet dem Heiler eine Vielzahl von "Arbeitsbereichen" von einer einfachen Prellung bis hin zum hektischen Kampf um Leben und Tod. Sind Feuerwaffen nicht alltäglich im jeweilig bespielten Hintergrund, kann der Heiler bei der Behandlung, insbesondere der Vorbeugung von "Nebenwirkungen", gut improvisieren. Dies ist für den Heiler eine schöne Abwechslung vom üblichen "Reinigen-Nähen-Verbinden" und für das Opfer und Umstehende ein besonderes Erlebnis - und somit eine Bereicherung für das Spiel.

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