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> Leprosenschau
Der Bibliothekar
Geschrieben am: Jul 26 2008, 11:14 PM
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Bücherwurm
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Titel: Leprosenschau
Autor: Stefan Schierz (Ewan McGregor)
Datum: 26.07.2008
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Vorwort

Das nachfolgende Skript beschreibt die Darstellung einer Leprosenschau wie sie das Hospitalis Lupus der IGM Viribus Unitis auf Mittelaltermärkten und ähnlichen Veranstaltungen vorführt. Die hier aufgeführte Vorstellung hofft, ein möglichst genaues Bild einer Leprosenschau zu vermitteln, wie sie "damals"[tm] stattgefunden hat; an einigen Stellen gilt es aber einen Kompromis zu finden, zwischen Authentizität und Darstellung vor einem Publikum.

Von einer Übertragung der hier gezeigten Abläufe 1:1 ins Larp ist z.B. aus Gründen wie "Darstellung realer Religionen" eher abzuraten, mit wenigen kleinen Abänderungen sollte es aber durchaus InTime-tauglich sein.



Handlung

Vor dem Zelt, sitzen an einem Tisch ein Wundarzt und ein Bader, die zu Beginn in ein Fachgespräch vertieft zu sein scheinen.
Etwas abseits der Szenerie steht ein Mann, den es zu prüfen gilt und dem man ansieht, dass er zur ärmeren Bevölkerungsschicht gehört. Seine Kleidung ist abgetragen und an mehreren Stellen notdürftig geflickt. Er scheint auch schon des längeren nicht mehr gebadet zu haben und präsentiert sich im Ganzen ziemlich heruntergekommen. Von Zeit zu Zeit hustet der Mann und er kratzt sich auffallend oft. Im scheint die ganze Sache nicht geheuer, weshalb er sich von Zeit zu Zeit ängstlich umblickt.

(Im Verlauf der Szenerie wird man feststellen, dass er mit heißerer, fast krächzender Stimme spricht.)

Der Erzähler tritt vor das Publikum, verneigt sich und beginnt seinen Monolog

Erzähler: „Liebwerte Gäst` aus nah und fern, die Ihr hier an dieser Stätte zusammen gekommen seit!. Erfahret nun von einer Begebenheit, die sich zugetragen hat, vor langer Zeit. Wir zeigen euch ein „Examen leprosorum“, in Euren Worten eine Lepraschau, die in der Zeit, welche man heute Mittelalter nennet, gang und gebe war. So sehet und höret, was sich damals zutrug, auf das es euch nicht widerfahre!

Der Erzähler tritt ab und die Szenerie nimmt Ihren Lauf. Der Mann tritt vor die Kommission. Der Wundarzt richtet das Wort an ihn.

Wundarzt: „Nun, da Ihr zum „Examen leprosorum“ zitiert worden seit, nennet uns zunächst euren Namen und die Jahre, die Ihr mittlerweile zählet“

Lepröser: „ Ich werd von allen hier xxx genannt.(Hier dann den passenden Namen einbauen) Wie alt ich nunmehr bin, kann ich nicht sagen, da ich als Findelkind nie das zählen gelernt hab“

Bader: „So saget mir, peinigt Euch des öfteren Schluckauf?“

Lepröser: „ Nicht öfters als sonst auch. Eigentlich nur, wenn der Wein in der Schenke mal wieder allzu sauer ist“.

Wundarzt: „Seid Ihr schon einmal sich danieder gelegen? Erzählet uns auch, wie und wo ihr lebt“

Lepröser: Hier folgt dann die Geschichte des Leprösen z.B ein Kreuzzug, Pilgerfahrt etc. was ihr wollt mit Ansätzen wo er sich die Lepra zugezogen haben könnte (z.B. im feuchten und stickigen Schiffsrumpf erkrankte ich an einer Geisel die mich fortwährend quälte! Meine Kost ist karg und nicht gerade selten darbe ich“ usw.)

Bader: „Nun möcht` ich wissen, ob Ihr des öfteren hadert, weil Euch die Kräfte fehlen. Und wie steht es mit dem Jucken, das Euch offensichtlich plagt?“

Lepröser: „ Da mir des öfteren die rechte Atzung fehlt, bin ich nun mal kein Heros, wenn es um die Kräfte geht. Und das Jucken kommt von dem Stroh, dass ich mit allerlei Geschmeiß teilen muss. So ist meine Haut mittlerweile an vielen Stellen wund und rot. Hier und da zeigen sich auch Pusteln und Brauschen“

(Kaum ist das letzte Wort heraus, macht der Mann einen Eindruck, als hätte er die letzten beiden Sätze lieber nicht gesagt. Der Wundarzt und der Bader werden jedoch hellhörig bei dem Hinweis auf Pusteln und Beulen.)

Wundarzt: (zum Bader gewandt):
„So lasset und nun zu einer gründlichen Examinatio schreiten!“

(Mit dem Mann der ein Gesicht macht, als ginge es zum Galgen, tritt der Wundarzt ins Zelt oder hinter den Wandschirm zur Untersuchung.)

Während dieser Zeit teilt der Erzähler dem Publikum folgendes mit:

„Während nun der Wundarzt und der Bader ihrer Arbeit nachgehen, will ich Euch liebe Leut`, das eine oder andere über den Aussatz erzählen:

Als signa leprae galten:

1.) harte und knotige Muskeln;
2.) ausgetrocknete, schuppige oder geschwürige Haut;
3.) Haarausfall;
4.) Muskelschwund;
5.) nervöse Störungen (z.B. Empfindungslosigkeit einzelner Hautpartien oder Muskelkrämpfe);
6.) Gänsehaut bei Luftzug;
7.) Schweißabsonderung;
8.) Fieber;
9.) betrügerisches und zorniges Wesen;
10.) Alpträume;
11.) schwacher Puls;
12.) schwarzes, körniges Blut;
13.) weißer Urin;
14.) knollige Veränderung der Nase, Schwellung der Stirn, knotige Ohren, blaurote Gesichtsfarbe (zusammenfassend Löwengesicht [facies leonina] genannt);
15.) rauhe Stimme (vox rauca; wurde durch Singprobe erkannt).

(Um die Erklärungen des Erzählers zu unterstützen, sollten im Hintergrund – also von der simulierten Untersuchung her – Stimmen und Laute zu hören sein. Also das z.B: der Prüfling mal hin und wieder leicht stöhnt, die Mitglieder der Prüfungskommission ihn mal zum Singen oder zum
Wasserlassen auffordern und ähnliches.)

(Nach einigen Minuten treten die 2 Personen wieder vor das
Publikum. Wundarzt und Bader nehmen wieder am Tisch Platz und der Mann steht zitternd vor dem Tisch, weil er von der Kommission kein Gutes Urteil erwartet. Die Kommisionsmitglieder
beraten sich kurz untereinander und schließlich ergreift der Wundarzt das Wort)

Wundarzt: : „ Nun, x (hier der Name des Leprösen), der du vor uns zum „Examen leprosorum“ erschienen bist, höre unser Urteil!. Wir, die wir vom Magistrat der Stadt bestellt wurden und in der
Heilkunst gar wohl bewandert sind (dabei dreht sich der Wundarzt zum Bader um, der kurz bestätigend nickt) haben mit Fug und Recht festgestellt, dass Gott, der Allmächtige, Euch mit der Miselsucht, also dem Aussatz, gestraft hat!“

Lepröser: „ Nun denn, Ihr überantwortet mich einem baldigen Tode!“

(Der Wundarzt, nicht gerade froh über diese Unterbrechung, wendet sich an den Büttel)

Wundarzt: „Büttel, was steht Ihr so müßig dort herum? Bringt diesen Mann zum Schweigen, auf das wir fortfahren können“

(Der Büttel tritt vor, wobei man ihm anmerkt, dass er eigentlich nicht näher mit dem nun als Leprakranken Gebrandmarkten zu tun haben will. Er hält ihm seinen Spieß entgegen)

Büttel: „Zurück mit euch, xxx (Hier Name des Leprösen) höret euch an, was der Wundarzt zu sagen hat“

Wundarzt: Da nun, wie gesagt, der Aussatz bei Euch festgestellt wurde, habt Ihr euch willfährig zu zeigen und sollt fortan bis zu Eurem Tode abgeschieden von allen anderen Menschen leben. Und da Ihr nun schon vor den Menschen als Tod geltet, wird man Euch das Totengebet lesen. Danach wird man Euch die wenigen Habseligkeiten, die Ihr von nun an Euer eigen nennen werdet. Zuletzt werden euch die Pflichten verlesen, an die Ihr Euch zukünftig zu halten habt. Jetzt kann Euch nur noch der Allmächtige helfen!“

(Der Wundarzt wendet sich zum Kaplan, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hat und der nun vortritt.)

Wundarzt: „Frater, ich gebe nun diesen Mann in Eure Obhut. Verfahrt mit Ihm nach Recht und Gesetz“

(Der Kaplan begibt sich mit dem nun Leprösen und dem Büttel zu einer Bahre, die etwa abseits steht. Er bedeutet dem Leprösen, sich auf die Bahre zu legen. Der Büttel bedeckt den Aussätzigen mit einem großen schwarzen Tuch. Der Kaplan verliest das Totengebet.)

Kaplan: „ Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu Dir. Herr, höre meine Stimme! Lass deine Ohren merken auf die Stimme meines Flehens. So du willst, Herr, Sünde zurechnen? Herr, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. Ich haare des Herrn, meine Seele harret und ich hoffe auf sein Wort. Meine Seele wartet auf den Herrn, von der einen Morgenwache bis zur anderen. Arames, hoffet auf den Herrn. Denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei Ihm. Und er wird x (Hier Name des Leprösen) erlösen aus allen seinen Sünden.“

(Danach entfernt der Büttel das schwarze Tuch mit einer hölzernen Zange (aus Angst vor Ansteckung), begleitet von einem dazu passenden Gesichtsausdruck des Ekels und der Abscheu.)

Nun kniet der Aussätzige vor dem Geistlichen und erhält nacheinander seine typische Kleidung und die notwendigen Utensilien. Diese werden von dem Büttel mit spitzen Fingern überreicht.

Kaplan: “Nun, mein Sohn, da du nun zu den Aussätzigen gehörst, trage dein schweres Los wie einst unser Herr Jesu Christus das Kreuz, an das er geschlagen wurde und an dem er zu unser aller Heil auch
starb. In nomine patris et filii et spiritus sancti. Amen“

Büttel, Kaplan und Aussätziger bekreuzigen sich bei den letzten Worten.

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