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> Von dem Hobbit, der nicht zunehmen wollte, Ein medizinischer Fachartikel
Erik
Geschrieben am: Nov 14 2013, 07:17 PM
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Wir alle kennen sie als kleine, gemütliche Gesellen – die Hobbits.

Oft so gemütlich, dass sie sich eine kleine, oder etwas größere Wohlfühlplauze angefuttert haben.
Über die Generationen ist dieser dickliche Körperbau ein fester Bestandteil der Hobbit-Physiologie geworden, sodass sich das gesamte Knochengerüst diesen Bedingungen angepasst hat.

Doch dass es auch anders kommen kann, durfte ich auf einer meiner Reisen feststellen.
Dies ist der Fall des Fridolin Goatok-Seoanibok.

Fridolin ließe sich getrost als ganz normaler Hobbit bezeichnen, trägt er den Doppelnamen doch nur, um sich von dem Teil der Familie abzugrenzen, der auf Festivitäten immer hinter dem Tafelsilber her ist.
Allerdings fällt es schwer, ihm die Halblingwurzeln anzusehen, wenn er gerade nicht die so charakteristische Kleidung seines Volkes trägt, ist er schließlich spindeldürr!

Ich beschloss, mich des Falles anzunehmen und eine Weile mit Fridolin zu reisen, um zu verstehen, warum er aus kaum mehr als Haut und Knochen bestand, wenngleich eigentlich das Gegenteil der Fall hätte sein sollen.

Mein erster Verdacht war eine unzureichende Ernährung, sowohl in Menge, als auch in Reichhaltigkeit, doch stellte sich diese Sorge als gänzlich unbegründet heraus.
Dieser Hobbit hatte Appetit für zwei und ließ wirklich keine Gelegenheit aus, irgendetwas Essbares in sich hineinzubefördern. Er sagte mir, es sei schon immer so gewesen und ich zweifelte keinen Augenblick daran.

An Unterernährung lag die fehlende Körpermasse des Herrn Goatok-Seoanibok also nicht.
Und auch die Betrachtung seiner sportlichen Betätigung brachte den Fall nicht wirklich weiter. Großartig mehr als nötig hat er sich nie wirklich bewegt, so fiel auch dies aus der Liste möglicher Gründe.

Die nächste Vermutung war, dass irgendeine Mangelerscheinung dafür sorgen musste,  dass die zugeführte Nahrung nicht in angemessenem Maße verdaut und so nicht in Form von Körperfett angesetzt werden konnte.

Also nahm ich Blut- ebenso wie Haar- und Nagelproben, um herauszufinden, ob es seinem Stoffwechsel an etwas fehlte und wenn ja, was das war.
Die Analysen ergaben allerdings genau das Gegenteil. Dieser junge Kerl schien, abgesehen von fehlendem Gewicht, „voll im Saft“ zu stehen.

Dass dies der entscheidende Hinweis zur Lösung des Rätsels sein würde, erkannte ich aber erst kurze Zeit später.
Wir saßen einmal mehr zusammen und Fridolin erzählte von Zuhause. Dabei beschrieb er nicht nur die wunderschönen Landschaften, in denen die Halblinge sich angesiedelt hatten, sondern auch die rauschenden Feste, die sie gerne und oft feierten.
Und dort, als Fridolin beispielhaft eines der fünfzehngängigen Festbankette beschrieb, wurde ich stutzig.

Wie konnte es sein, dass Hobbits in der Lage waren, dermaßen viel zu essen, ohne davon zu verfetten?
Sicherlich, sie waren alle ein wenig pummelig, doch ging es selten großartig darüber hinaus.
Hat man je einen Hobbit gesehen, der wirklich breiter als hoch war?
Ich frage dies ohne böse Absicht und Zynismus im Kopf, rein aus Interesse, denn mir sind solche Halblinge bisher noch nicht begegnet.
Und so ließ die Verknüpfung von den Befunden mit seinen Schilderungen nur eine Schlussfolgerung übrig:

Dieses kleine Volk verfügte über einen Mechanismus, der es ihnen erlaubte, Nahrung innerhalb kürzester Zeit vollständig zu verdauen und die Nährstoffe umzusetzen, ohne dabei großartig Fett im Körper zu speichern.

Als ich Fridolin von meiner Theorie berichtete, erinnerte er sich daran, dass er als Kind des öfteren seinen Großonkel Hubert, der gleichzeitig der Dorfarzt, in anderen Worten Ernährungsberater war, aufgrund einer Magendrüsenentzündung aufsuchen musste.

Was also, wenn eine Überfunktion der Magendrüse die Ursache für die ausbleibende Gewichtszunahme war?

Um dem allerdings auf den Grund gehen zu können, würden Proben aus dem Magen benötigt werden, deren Entnahme der Patient zustimmte.

Bei Eröffnung des Bauchraums und Erreichen des Magens, fiel der Unterschied zur menschlichen Anatomie sofort auf.
Nicht nur war der Magen größer als alles, was bei einem Menschen je gesehen worden war, auch prangte besagte Magendrüse wie ein Wulst, der sich leicht nach außen wölbte, an der Magenwand.
Die Extraktion von Magensäure und Drüsensekret gelang problemlos.
Kommt das Sekret in Kontakt zu einem organischen Stoff, so wird dieser in bemerkenswerter Geschwindigkeit und unter Hitze-, sowie Gasentwicklung zersetzt, wie ich an einem Holzlöffel feststellen konnte.
So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Magenflüssigkeit eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so starke Wirkung zeigt, denn das Sekret liegt hier in verdünnter Form vor.

Kein Wunder also, dass alles, was Fridolin aß, gleich verstoffwechselt wurde und nicht ansetzen konnte.

Nachdem dieses Rätsel also gelöst war, konnte eine Therapie entwickelt werden, um ihm das Zunehmen zu ermöglichen.

Doch wird man sich sicher fragen, warum denn bei jemandem, der den ganzen Tag isst und davon körperlich keinen Nachteil hat, eine Gewichtszunahme forciert werden soll.

Nun, der Grund ist auch mit dem Umstand verknüpft, durch den ich Fridolin überhaupt erst kennenlernen konnte.

Die Halblingkultur ist von einer Art, die das Kulinarische zu einem festen Bestandteil gemacht hat.
Dies zeigt sich auch an ihrem klassischen Körperbau.
Wenn nun aber ein Mitglied ihrer Gesellschaft von dieser Norm abweicht, und das ohne ersichtlichen Grund, dann ist der Raum für Spekulation sehr groß und führt unweigerlich dazu, dass diesem Mitglied eine Außenseiterrolle zuteil wird.
Auch verschlechtern sich die Chancen auf dem Heiratsmarkt, da ein Hobbit, der augenscheinlich nicht einmal genug Nahrung für sich selbst aufbringen kann, schon gar kein guter Familienvater sein würde.
Über kurz oder lang fallen diese Belastungen auch auf die eigene Familie zurück und es stellt sich eine gewisse Distanziertheit ein.

Fridolin sagte zwar, dass seine Familie nicht unbedingt dem kulturellen Hintergrund entspräche, den andere entfernte Verwandte leben würden, doch von einem der großen gemeinsamen Nenner abzuweichen, wäre wirklich nicht leicht für ihn.

So beschloss ich also, das seelische Leid dieses jungen Mannes zu lindern und wir entwickelten gemeinsam einen Behandlungsplan, der im Folgenden geschildert wird.

Da das Sekret seine zersetzende Wirkung bei pflanzlichen und tierischen Komponenten zeigt, bei mineralischen und kristallinen jedoch nicht, musste die Therapie über letztere erfolgen.
Wir begannen also damit, einige Bergkristalle zu einem Pulver zu zermahlen und mit etwas des entnommenen Sekrets zu vermischen.
Das Ergebnis war eine zu weiten Teilen gebundene Flüssigkeit, deren Zersetzungswirkung bedeutend abgemildert worden war.
Der Grundkristall für das Pulver ist einfacher Quarz, kann aber in der Theorie variiert werden.

Daraus entstand die Folgerung, dass dieses Pulver vor jeder Mahlzeit eingenommen werden müsste, um ein Ansetzen von Fett zu ermöglichen.
Um aber die Gesundheit des Patienten nicht zu gefährden, musste die Dosierung sorgfältig berechnet und die Mahlzeitengröße präzise auf die veränderte Verdauungsgeschwindigkeit abgestimmt werden.

Da die Arznei quasi sofort zu wirken beginnt, war schon nach kurzer Zeit ein leichter Ansatz an Fridolins Bauch zu erkennen und er wirkte sichtlich erleichtert.

Nachuntersuchung noch ausstehend, seinen Briefen kann ich aber entnehmen, dass er sich bester Gesundheit erfreut und auf einem guten Weg ist.


Willibald Zwergenbader, Medicus und Feldscher





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