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Geschrieben am: Feb 4 2007, 01:46 AM
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Bücherwurm Gruppe: Admin Beiträge: 20 Mitgliedsnummer.: 108 Mitglied seit: 26-January 07 |
Titel: Die Leiden eines Heilmagiers
Autor: Bernd Turnus Datum: 03.02.2007 Dieser Artiken soll auf eine Probleme und Vorurteile eingehen, auf die ein Spieler eines Heilmagiers treffen könnte, und versuchen, ein paar Lösungsvorschläge für die jeweilige Situation zu bieten. Ursachen für problematische Situationen können sowohl OT- als auch IT-Gründe haben, wobei man sich als Spieler stets vor Augen halten sollte, dass ein IT-Problem als Spielangebot und Herausforderung gesehen werden kann und nicht unbedingt schlecht ist. Außerdem soll an dieser Stelle noch darauf hingewiesen werden, dass man sich als Spieler eines Heilmagiers mit den hier aufgelisteten Situationen zwar öfter mal konfrontiert sehen kann, Heilmagier aber bei weitem nicht als stigmatisierte Rolle bezeichnet werden kann, der gegenüber viele Spieler generell negativ eingestellt sind. Dieser Artikel richtet sich daher in erster Linie an Spieler, die mit einer solchen Rolle noch nicht viel Erfahrung haben und soll ihnen helfen, auf problematische Situationen vorbereitet zu sein. Das Powergamer-Problem Ein Problem, dem man sich als Darsteller eines magisch begabten Charakters leider immer wieder konfrontiert sieht, ist die Meinung, oder besser gesagt: das Vorurteil, anderer Spieler, Magier seien Powergamer. Solche Vorwürfe kommen in der Regel von Spielern die am liebsten in Low-Power-Szenarien (Die Charaktere verfügen über vergleichsweise wenig reelle "Macht" und sind angreifbarer) spielen, aber gerne auch von hochgerüsteten Kämpfern, die es als "unfair" empfinden, wenn sie trotz sündhaft teurer Plattenrüstung und einem ganzen Satz von Fertigkeiten von einem Kerl in bunter Robe umgepustet werden. Diese beiden Fälle lassen sich also recht leicht abhaken, denn das eine Mal handelt es sich um Spieler die einen Spielstil pflegen, in denen Heilmagier kaum einen Platz haben (Larp ist nicht gleich Larp! es heißt zwar gleich, aber Spielstile gibt es wie Sand am Meer und man sollte nicht den Versuch machen, es allen rechtmachen zu wollen - das geht schlicht und einfach nicht), das andere Mal handelt es sich um Leute, die unbedingt gewinnen wollen und auf die die Bezeichnung Powergame sicher viel besser passt als auf die meisten Magier. Aber irgendwoher muss die Einschätzung ja kommen, Magier tendieren in Richtung Powergamer, oder? Hier soll auf zwei wichtige Punkte hingewiesen werden: Regelwerk und Darstellung. In vielen Regelwerken ist Magie sehr mächtig und ermöglicht Dinge, zu denen anderen Charaktere auf "normalem" Wege nie in der Lage wären. Dies wären für uns als Heilmagier z.B. die Möglichkeit, Wunden wesentlich schneller heilen zu lassen als es mundaner Heiler bewerkstelligen können oder sogar Gliedmaßen nachwachsen zu lassen. Allein durch solche Dinge hat als Heilmagier mehr "Power" als mundane Heiler. Dies ist natürlich nicht in allen Regelwerken der Fall, im DragonSys (Classic), als dem am weitest verbreiteten Regelwerk, jedoch schon. Natürlich war und ist den Machern von Regelwerken klar, dass ein Charakter für größere Wirkung auch größeren Aufwand betreiben sollte. Magie ist daher oft an teilweise sehr aufwendige Rituale/Zeremonien gebunden und durch eine begrenzte Zahl an Magiepunkten pro Tag auch nicht immer verfügbar. Und das bringt uns zu dem Punkt, an dem der Spieler Teil des Problems wird: der Darstellung. Viele Spieler sehen den Text der Regelwerke eher als Richtlinien an und gestalten Magie so, wie sie möchten. Das ist eine Sache, die eigentlich nicht wirklich schlimm wäre, da sie für mehr Abwechslung und eine "persönliche Note" sorgt. Allerdings kommt es häufig vor, dass Magie kaum dargestellt wird! Feuerbälle werden einfach aus der Tasche gezogen und dem Feind entgegengeworfen. Verletzten wird die Hand aufgelegt, ein paar Worte gemurmelt und dann stolz verkündet, die Wunden seien jetzt versorgt. Diese Art von "Darstellungsminimalismus" schadet dem Ambiente, verletzt schwer die Aufwand-Wirkung-Relation für Magie und bringt Magiern den Ruf von Powergamern ein. Wie bei den meisten Vorurteilen gibt es keine einfache Lösung, die alles ins Lot rückt. Solange es Spieler gibt, die Magie nur als Werkzeug oder Notwendigkeit sehen und nicht als Spielsituation und darstellerische Herausforderung, wird es immer Spieler geben, die alle über einen Kamm scheren und schlicht denken "Magier = Powergamer". Um sich von solchen Spielern zu distanzieren, sollte man sich an folgende Leitsätze halten (wieder direkt bezogen auf Heilmagier): Heilmagie unterstützt die Genesung - sie ist kein Ersatz für eine Erstversorgung. Bevor man anfängt eine Wunde mit Magie zu behandeln, muss sie gereinigt und die Blutung gestoppt worden sein. Heilmagie sollte man nur dann einsetzen, wenn es nötig ist. Wer jede noch so kleine Wunde durch Magie behandelt, hat nach kurzer Zeit seine gesammte Zauberkraft aufgebraucht und ist nicht in der Lage, sie bei einem wirklichen Notfall einzusetze. Heilmagie ist mächtig - im Gegenzug sollte man als Spieler entsprechend viel Zeit und Aufwand in die Darstellung stecken. Wenn man sich das Prinzip "Magie wirkt nur dann, wenn meine Mitspieler glauben, dass sie wirkt" aus dem DKWDDK zu Herzen nimmt, auch dann, wenn man nach einem Punkteregelwerk spielt, ist man auf der sicheren Seite. Heilmagier in magiefeindlichem Setting? Es gibt eine ganze Reihe von Larp-Ländern, in denen Magie stark eingeschränkt (z.B. durch Einteilung in Weiß- und Schwarzmagie oder die „Monopolisierung“ der Magie durch die Priesterkaste) oder gar komplett verboten ist. In einer solchen Situation kann sich für einen Heilmagier ein sehr schönes Spiel ergeben. Zunächst ist es recht einfach für den Magier, sich zu "tarnen". Wie schon beschrieben sollte ein Heilmagier eine Wunde zunächst ganz normal reinigen und verbinden, bevor er die Heilung magisch vorantreiben kann. Diese Kenntnisse kann man nutzen, um sich als "normaler" Heiler auszugeben. Eine spannende Spielsituation kann dann entstehen, wenn man einen Patienten vor sich hat, der sehr schwer verletzt ist. Hier muss der Charakter dann entscheiden, ob er das Risiko eingehen will, sich zu "outen", um jemandem das Leben zu retten. Die Ergebnisse können stark variieren von stillschweigendem Einverstädnis ("Was der Hohepriester nicht weis, macht ihn nicht heiß") bis hin zu offenen Feindseeligkeiten. In der Regel kann man mit einer solchen Aktion aber nur gewinnen: Man hat IT auf jeden Fall eine ungewöhnliche Spielsituation und sieht sich ggf. mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert (Rechtfertigung vor einer Authorität). Außerdem hinterlässt es bei vielen Spielern sowohl IT als auch OT einen nachhaltigen Eindruck, wenn man sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, um ein anderes zu Retten. Angemerkt werden soll an dieser Stelle noch kurz, dass dem Autor dieses Artikels bisher nur ein einziger Fall bekannt ist, in dem ein so handelnder Heilmagier "konsequent" von seinen Mitspielern getötet wurde. Was, wenn sich der Patient weigert, magisch behandelt zu werden? Die Konfliktsituation, in der man als Heilmagier wohl am häufigsten kommen wird, ist, dass Patienten sich vehement weigern, magisch behandelt zu werden. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein: In erster Linie spielen hier Angst, Glaube und/oder Zweifel an der Kompetenz eine Rolle. Der Punkt „Glaube“ erklärt sich eigentlich von selbst; wer der Überzeugung ist, Magie sei Teufelswerk, der wird sich kaum darauf einlassen, auf grade diese Methode behandelt zu werden. Angst vor einer Behandlung durch einen Magier gründet in den meisten Fällen wohl auf der Natur der Magie und der Art, wie sie praktiziert und gelehrt wird. Während das Tun eines mundanen Heilers wohl von den meisten Charakteren als Handwerk betrachtet wird, von dem sie [die Patienten] zwar nichts verstehen, es aber ganz bestimmten Regeln und Techniken zu folgen zu scheint, ist Magie generell etwas höchst mysteriöses. Diese Angst vor dem Unbekannten kann also einen Charakter dazu bringen, eine magische Behandlung grundsätzlich abzulehnen, obwohl sie ggf. schnellere, bessere und schmerzfreiere Wirkungsweisen in Aussicht stellt. Der Punkt „Zweifel an der Kompetenz“ beruht in erster Linie auf den Beobachtungen, die ein Charakter im Laufe seines Lebens gemacht hat – meist sind es Kämpfer, die in erster Linie mit Kampfmagiern zu tun hatten. Zu erleben, welches zerstörerische Potential einige Magier haben, lässt diese Charaktere zu dem Schluss kommen, dass Magier grundsätzlich nicht geeignet sind, um zu Heilen oder sonst wie „konstruktiv“ tätig zu sein. Trifft man nun auf einen solchen Charakter, einen Verletzten, der sich weigert, magisch behandelt zu werden, wie sollte man sich dann verhalten? Generell sollte der Wunsch des Charakters respektiert werden, da er ja nicht zuletzt auch Ausdruck dessen ist, was sich der Spieler vom Spiel erhofft. Einfach „in Ordnung“ zu sagen, und weiterzugehen wäre allerdings weder besonders schön gespielt noch plausibel. Viel mehr sollte sich der Magier zumindest einen Augenblick darum bemühen, die Meinung des Patienten zu ändern, in dem er z.B. darauf hinweist, dass die Stillung der Blutung ganz „normal“ von Statten geht, wie es ein mundaner Heiler auch tun würde. Eine andere Möglichkeit wäre natürlich, auf die Vorteile einer magischen Behandlung hinzuweisen und/oder die „metzger-mäßigen Methoden“ (nette Alliteration übrigens) der mundanen Heiler in Kontrast zu setzen. Durch dieses Nachhaken gibt man dem Spieler die Möglichkeit, sich vielleicht doch auf das Spielangebot einzulassen – diese paar Worte können manchmal wirklich reichen, um das Eis zu brechen. Egal, wofür sich der Patient dann aber auch entscheidet, das Bestehen auf der Magie als gute Heilungsmethode gibt dem Heilmagier die Möglichkeit, seine Überzeugung zu demonstrieren und damit dem Charakter etwas mehr Integrität/Profil zugeben (wer traut schon einem Magier, der sich nicht sicher ist, ob Magie wirklich so eine gute Methode ist?). Hat sich ein widerspenstiger Patient dazu entschlossen, sich trotz seiner Vorbehalte von einem Magier behandeln zu lassen, dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Spieler das aus gutem Grund tut: Er stellt einen Aspekt seines Charakters in den Hintergrund, weil er sich schönes Spiel erhofft. In einem solchen Falle sollte man den Spieler mit besonders guter Darstellung belohnen (natürlich sollte man grundsätzlich immer bemüht sein, eine gute Darstellung zu liefern, in einer solchen Situation bietet es sich aber an, ein paar seiner besonderen Tricks oder Gimmicks einzusetzen). Einen Charakter, der die Behandlung durch einen Magier trotz Überzeugungsversuchen ablehnt, sollte nur in extremen Situationen dennoch behandelt werden – denkbar wäre z.B. der Fall, dass einfach kein mundaner Heiler in der Nähe ist, der Patient aber so schwer verletzt ist, dass er umgehend behandelt werden muss. In einem solchen Fall könnte der Heilmagier z.B. versprechen, die Wunden erstmal auf normalem Wege zu behandeln (was er ja so oder so müsste). Steht es dann immernoch schlecht um den Patienten und keine Hilfe ist in Sicht, muss halt die Entscheidung getroffen werden, ob man gegen den Willen des "Opfers" handelt oder es sterben lässt. In fast allen Fällen ist die erste Möglichkeit wohl die bessere, denn die Opfer wollen nicht sterben, sie wollen nur nicht von einem Heilmagier behandelt werden. Und über den Bruch ihrer Prinzipien werden die meisten Spieler leichter hinwegkommen, als über den Tod ihres Charakters. Außerdem kann auch dies wieder zu schönen Spielsituationen führen, wie z.B. einem Umdenken des Geretteten oder aber auch Anfeindungen, die man ausspielen kann. Was tun, wenn dem Patienten nicht richtig mitspielt? Ein Problem, das sowohl mundane als auch magische Heiler haben, sind Spieler, die die Versorgung ihrer Wunden als notwendiges Übel und den Aufenthalt im Lazarett als Zwischenstation zwischen den Schlachten sehen. Viele dieser Spieler wünschen sich nichts mehr, als möglichst schnell wieder in die Schlachtreihe zurückrennen zu können, um wieder zu kämpfen. Für diese Spieler muss die Behandlung also möglichst schnell passieren und am besten keinerlei Nachwirkungen haben, sie favorisieren daher magische Heilung, nicht zuletzt wohl auch wegen der im ersten Abschnitt beschriebenen Vorurteile gegenüber Heilmagie. Solche Patienten sind leider sehr oft recht unkooperativ, reagieren außer durch gelegendliche Schmerzensschreie kaum auf die Behandlung und werden schnell unruhig. Wunde reinigen, Wunde vernähen, ein paar Minuten magisches Brimborium... das alles dauert ihnen viel zu lange und Einschränkungen wie "Wenn Ihr den Arm belastet, bricht die Wunde wieder auf, nehmt also vorerst lieber keine Waffe in die Hand" werden schlicht ignoriert (was meist nicht nur gegen die IT-Logik sondern auch das Regelwerk verstößt). Immer mal wieder taucht (sowohl von mundanen wie von magischen Heilern) die Frage auf, wie man solche Spieler dazu zwingen können, sich an die Regeln zu halten und vernünftig mitzuspielen. Die Antwort ist einfach: überhaupt nicht! Man muss sich hier einfach wieder bewusst machen, dass die Vorstellungen von schönem Spiel sehr verschieden sind. Anderen einen Spielstil aufzwingen zu wollen, ist sinn- und zwecklos. Natürlich könnte man zur SL rennen und sich beschweren, aber sind wir mal ehrlich: Damit ist niemandem geholfen. Außerdem hätte man sich in der Zwischenzeit schon wieder einen neuen Patienten suchen können, wo es vielleicht besser läuft. Ich muss zugeben, dass ich mich das ein oder andere Mal dazu habe hinreißen lassen, einen solchen Spieler bei der zweiten Behandlung zu fragen "Soll ich Euch nochmal kurz erklären, wie lange Ihr euren Arm nicht belasten dürft, oder werdet ihr das sowieso wieder ignorieren wie vor 10 Minuten?". Wirklich was gebracht hat es aber nicht. Der folgende Beitrag steht unter der Creative Commons License "Attribution-NonCommercial-ShareAlike 2.5". Man darf:
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